BIM: Hotelgebäude bekommen digitalen Zwilling
Building Information Modelling in Hotellerie und Gastronomie
Unter Einsatz von künstlicher Intelligenz und der Nutzung einer BIM-Plattform kann ein digitaler Zwilling eines Hotels angefertigt werden, der in Echtzeit darstellt, was das Gebäude gerade „fühlt“.
BIM ermöglicht den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes abzubilden und somit jegliche Art von Fehlern und Konflikten (in Planung, Bauprozess, Energieeffizienz des Gebäudes) frühzeitig (bereits in der Planungsphase) zu erkennen und zu beheben.
Immobilien werden immer smarter und digitaler. Durch Sensoren und das „Internet der Dinge“ können Gebäude im Betrieb ganzheitlich überwacht und gesteuert werden. Building Information Modelling (sprich „Gebäudedatenmodellierung“) schafft einen digitalen Zwilling eines Gebäudes, z.B. eines Hotels, und damit eine optimale Grundlage, um zu zeigen, in welchem Zustand es sich aktuell befindet. Dieser digitale Zwilling wird nicht nur für die Planung, sondern auch während des Bauprozesses selbst, später für den Betrieb und falls nötig am Schluss sogar für den Abriss verwendet.
Wir haben mit Prof. Dr.-Ing. Dominik Matt, Professor an der Freien Universität Bozen und Leiter des Forschungsinstituts Fraunhofer Italia, über BIM und die Chancen dieser Technologie für die Hotellerie und Gastronomie gesprochen.
Prof. Matt, Hotelketten wie „Mariott International Inc.“ nutzen bereits ganze BIM-Design-Pakete um ihre Hotels weltweit in Rekordzeit zu planen. Welche Vorteile hat Building Information Modelling und inwiefern kann man mit dem Einsatz von BIM im Hotelbau Zeit und Geld sparen?
BIM ermöglicht den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes abzubilden und somit jegliche Art von Fehlern und Konflikten (in Planung, Bauprozess, Energieeffizienz des Gebäudes) frühzeitig (bereits in der Planungsphase) zu erkennen und zu beheben. Außerdem ermöglicht die Erstellung eines BIM Modells Änderungen in Plänen, Kalkulationen in Echtzeit auf das gesamte Projekt anzuwenden und somit den Aufwand für die Einarbeitung von Änderungen extrem zu reduzieren bzw. zu automatisieren.
BIM wird vor allem auch für das nachhaltige Design und die nachhaltige Steuerung von komplexen Gebäuden eingesetzt. Wie genau kann Building Information Modelling dabei helfen, ein Hotel nachhaltiger zu planen und zu managen?
Objekte in einem BIM-Modell können – wie der Name sagt - eine Reihe von Informationen bzw. Eigenschaften enthalten. So kann z.B. für jedes Bauteil der CO2-Verbrauch für die Herstellung, Transport, Abbruch bzw. Recycling bereitgestellt werden und eine detaillierte sowie automatisierte CO2-Bilzanz des gesamten Bauprojekts erstellt werden. Durch eine parametrisierte Modellierung können Variantenstudien mit Fokus auf eine optimale Gebäudegeometrie und -ausrichtung, Energieeffizienz und CO2-Verbrauch automatisiert durchgeführt werden, ohne dass jede Variante einzeln geplant werden muss. Sensor- bzw. Messdaten zur Beschreibung des Gebäudezustands können in Echtzeit in das BIM-Modell übertragen werden und z.B. für die effiziente Steuerung von Heiz- und Kühlsystemen nutzbar gemacht werden.
Wenn wir uns jetzt 10 Jahre in die Zukunft beamen, wird dann auch in Südtiroler in dem ein oder anderen Hotel eine künstliche Intelligenz die gesamte Gebäudetechnik überwachen und steuern?
Das sind Fragen an denen wir aktuell forschen! Aber eine Glaskugel besitzen wir nicht und Wissenschaft hat per se zuerst den Anspruch Wissen zu generieren. Produkte entstehen da nicht immer daraus. Vielleicht wird KI Gebäude nicht komplett eigenständig steuern, aber sie kann den Nutzern und Instandhaltern Empfehlungen für eine optimale Gebäudenutzung z.B. im Hinblick auf Energieverbrauch und Komfort bereitstellen oder die Empfehlungen bis zu einem gewünschten Grad auch selbständig durch eine automatisierte Gebäudesteuerung umsetzen. Somit kann der Aufwand zur Überwachung und Steuerung der Gebäudetechnik stark reduziert werden.